Das ROEK-Planwerk ist ein Einfallstor für Naturzerstörung!
Wie kommt die Gemeinde Krailling auf die Idee, im Außenbereich mit strengem Bauverbot angrenzend an das bereits vorhandene Caritas-Altenheim in Insellage im Bannwald ein Seniorenresidenz-Bauprojekt zu planen?
Die unselige Ursache ist das „ROEK“ – Planungskonzept = „Raumordnerischen Entwicklungskonzept München Südwest“ von 2014. Darin wurden vier verschiedene, mögliche Zukunftszenarien ausgearbeitet. Von dem Szenario „Kein Wachstum nach außen“ wollten die Gemeinden überwiegend nichts wissen, so wurde es überhaupt nicht weiter untersucht. Dabei gäbe es auch bei diesem Szenario viele Entwicklungsmöglichkeiten! „Das Raumordnerische Entwicklungskonzept soll die Kommunen des Würmtals dabei unterstützen, ihre räumliche Entwicklung stärker als bisher auf der Grundlage von gemeinsam erarbeiteten Zielen, Szenarien und Maßnahmen zu lenken.“
Wer „macht“ das ROEK? Die Gemeinden selber! mit der Unterstützung von beauftragten Planungsbüros.
https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Stadtplanung-und-Bauordnung/Stadtentwicklung/Regionale-Themen/ROEK.html
„Wie soll sich der Raum München-Südwest entwickeln? Mit dieser Frage beschäftigen sich die Gemeinden Gauting, Krailling, Planegg, Gräfelfing und Neuried gemeinsam mit den Städten Starnberg, Germering und der Landeshauptstadt München.“
Der interkommunale Verein „Regionalmanagement München Südwest e.V.“ erarbeitet dazu unterschiedliche Konzepte und Projekte, die sich aus dem „Raumordnerischen Entwicklungskonzept München Südwest“ (ROEK) ableiten.“
Der komplette ROEK-Abschlussbericht ist hier zu finden
https://www.muenchen.de/rathaus/dam/jcr:afa2709e-c496-44bd-a20b-0cbe41147883/ROEK%20M%C3%BCnchen%20S%C3%BCdwest%20-%20Schlussbericht%202014_textteil.pdf
Um jede S-Bahn-Station des ROEK-Planbereichs wurde beim präferierten Szenario Nr. 2 „Urbane Innenentwicklung“ beispielsweise ein Kreis mit einem Radius von 600 m gezeichnet, als „prioritäre Bereiche für Siedlungsentwicklung“, der vom ROEK-Konzept empfohlene Ort für eine „urbane Innenverdichtung„: Das Szenario sieht eine „gezielte Nachverdichtung der Siedlungsstruktur im Umkreis von 600 m der ÖPNV-Halte“ vor. „Dies führt zu einer „moderaten Weiterentwicklung der Flächen“ (ROEK Schlussbericht, S. 47)
Es ist nicht so, dass die Planungsbehörden früher nicht gesehen hätten, dass westlich der S-Bahn Haltestelle Planegg noch unbebaute Flächen vorhanden sind. Doch die Planungsbehörden haben früher eine Bebauung westlich der S-Bahn Planegg aus stets strikt untersagt.
Städtische Innenentwicklung? Klar, theoretisch macht Innenverdichtung in S-Bahn-Nähe von Ortschaften natürlich Sinn, keine Frage. Doch es ist unschwer zu erkennen, dass dieser pauschale Zirkelschlag im Fall der S-Bahn-Station Planegg in eklatanter Unkenntnis der Situation von Planegg und Krailling entstanden ist. Der S-Bahnhof befindet sich am Siedlungsrand von Planegg, und unmittelbar westlich des S-Bahnhofs befindet sich der Klosterwald Maria Eich mit der beliebten malerischen Wallfahrtskirche und dem Kloster. Scharen von Menschen steigen an schönen Tagen aus der S-Bahn aus, spazieren zum Kloster und durch den Wald der Umgebung, gönnen sich anschließend ein Stück Kuchen und fahren dann wieder zurück nach Hause. Planegg gehört im MVV noch zum kostengünstigen Innenraum, für den nur 2 Streifen gestempelt werden müssen.
Der Radius von 600 Metern um den S-Bahnhof Planegg reicht genau bis zum Siedlungsrand von Krailling, anders ausgedrückt: Das Kloster und der gesamte umgebende Wald liegen in den Augen der Planer alle im „prioritären Siedlungsbereich“ für die „urbane Innenverdichtung“!
Wie sehr die Planer am Reissbrett planen, ohne Verständnis für Naturschutz und Erholungsorte, zeigt folgende absurde Aussage des ROEK-Berichts (S: 87):
„Mit dem ROEK wird entsprechend des LEP Grundsatzes 7.1.1 „Erhalt und Entwicklung von Natur und Landschaft“, die bestehende Kulturlandschaft des Gebietes München Südwest mit ihren unterschiedlichen Ausformungen als unverzichtbare Lebensgrundlage und Erholungsraum des Menschen weiterentwickelt.
Dabei wurden die bestehenden Gebiete mit besonderer Bedeutung für Naturschutz und Landschaftspflege berücksichtigt und als Schutzräume festgelegt.
Der Grundsatz 5.4.2 (G) des LEP lautet „Große zusammenhängende Waldgebiete, Bannwälder und landeskulturell oder ökologisch besonders bedeutsame Wälder sollen vor Zerschneidungen und Flächenverlusten bewahrt werden.“ Dem wird aus Sicht der Gutachter prinzipiell zugestimmt, es wird jedoch empfohlen, in Bereichen um bestehende ÖPNV-Knotenpunkte die unterschiedlichen Ziele genau zu prüfen und abzuwägen. Im Untersuchungsraum betrifft dies die Bereiche westlich der S-Bahn-Haltestellen Stockdorf und Planegg. Sie werden, trotz des bestehenden Bannwaldes, von den Gutachtern als prioritärer Bereich für Siedlungsentwicklung empfohlen. In der Abwägung wurde den Klimazielen, insbesondere der ÖPNV-nahen Bebauung, gegenüber dem Schutz des Bannwaldes der Vorzug gegeben. Dieser könnte durch ausreichende Kompensationsflächen ausgeglichen werden.„
Wie bitte?!?!
Die ROEK-Planer haben allen Ernstes den Klosterwald Maria Eich samt Kloster zum „prioritären Bereich für Siedlungsentwicklung“ empfohlen, aufgrund von „Klimazielen“!!!
Nun, der Bericht wurde 2014 veröffentlicht.
Die regierende CSU-Mehrheit der Gemeinde Krailling hat sich über diese Möglichkeit sehr gefreut und hat sogleich mit den Planungen begonnen.
Die Gemeinde Planegg hingegen… nun, es könnte sein, dass jemand, vom ROEK-Konzept tief erschreckt, die Untere Naturschutzbehörde (UNB) München angestupst hat, es wäre vielleicht mal an der Zeit, sich den Klosterwald Maria Eich einmal genauer anzusehen…
Dies geschah 2015, mit spektakulären Ergebnissen!
Jeder, der von Natur und Wald auch nur ein klein wenig Ahnung hat, wusste, dass die vielen Baum-Methusaleme echte Schatzkammern sein müssen. Aber was genau sich darin alles tummelt, konnten nur Fachleute feststellen:
Spektakuläre 8 Urwaldreliktarten-Käfer wurden entdeckt!
Und der Klosterwald wurde prompt mit dem „Bayerischen Biodiversitätspreis“ ausgezeichnet!
Und die ROEK-Planer behaupten allen Ernstes, sie hätten „die bestehenden Gebiete mit besonderer Bedeutung für Naturschutz und Landschaftspflege berücksichtigt und als Schutzräume festgelegt“!
Schön wär’s! Weit gefehlt!
Das Gebiet wurde vielmehr als „prioritärer Bereich für Siedlungsentwicklung“ festgelegt!
In Planegg ist dieser Unfug zum Glück längst kein Thema mehr.
Krailling dagegen ist, aufgrund eines Geflechts verschiedener Interessen, noch wild entschlossen, in den an den Klosterwald angrenzenden Bannwald hineinzubauen.
Leider sind die Behörden im Landkreis Starnberg keine Hilfe im Kampf gegen die Zerstörung des ebenfalls sehr wertvollen Kraillinger Naherholungs-Bannwalds.
Dann müssen die Bürger, die diesen Wald kennen und lieben, den Kampf um ihren Wald selber in die Hand nehmen!
Mehr zum Klosterwald Maria Eich und seinen seltenen Arten auf der Unter-Seite „Maria Eich“.
http://www.bi-bannwald-krailling.de/maria-eich-eichen-korridor/
Hier wird das Ergebnis des ROEK sehr kritisch beurteilt!
https://www.gruenzugnetzwerk.de/index.php/themen/roek-abschlussbericht
Hier das Kartenmaterial des ROEK:
https://www.muenchen.de/rathaus/dam/jcr:38e522b3-deb3-4ec0-afc9-50e2e5d88136/ROEK%20M%C3%BCnchen%20S%C3%BCdwest%20-%20Schlussbericht%202014_kartenmaterial.pdf
Hier offzielle Infos zum ROEK:
https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Stadtplanung-und-Bauordnung/Stadtentwicklung/Regionale-Themen/ROEK.html
Das ROEK-Planwerk ist ein Einfallstor für Naturzerstörung!